Zusammenfassung
Hintergrund: Die intratympanale Gentamycintherapie (Refobacin®) der einseitigen Menière'schen
Krankheit richtet sich erfolgreich gegen die schweren Schwindelanfälle. Ihr einziger
Nachteil besteht in der Möglichkeit einer Hörschädigung durch das ototoxische Antibiotikum
auf der behandelten Seite. Aus diesem Grunde sind solche Patienten am besten geeignet,
die bereits einen krankheitsbedingten einseitigen Hörverlust haben und die unter schweren
Schwindelattacken leiden. Patienten und Methode: Seit 1976 wurden 61 Patienten mit intratympanalen Gentamycininstillationen behandelt.
Zwei- bis fünfmal über den Tag verteilt (nachts ist Pause) werden 8 - 12 mg Gentamycinsulfat
(0,2 bis 0,3 ml Refobacin®) in den äußeren Gehörgang der erkrankten Seite gegeben
und durch leichten Druck (Politzer-Ballon) über ein vorher gelegtes Paukenröhrchen
in die Pauke transportiert. Bei der geringsten Reaktion des Gehörs (tägliche Audiometrie)
oder des Gleichgewichtsapparates wird die Therapie abgebrochen. Am jeweils 3. Behandlungstag
ist Pause, um unerwünschte Toxinakkumulation im Innenohr zu vermeiden. Ergebnisse: Von unseren 61 Patienten (Beobachtungszeit 2 - 17 Jahre) wurden 54 von ihren Menièreanfällen
geheilt. Drei weitere Patienten erlitten hochgradig abgeschwächte, seltenste Anfälle
niedrigster Intensität. Wir zählen sie ebenfalls als Erfolge. Eine ototoxische Hörverschlechterung
trat 29mal auf, war aber in den meisten Fällen subjektiv bedeutungslos, da bereits
vorher eine krankheitsbedingte hochgradige Schwerhörigkeit vorlag. Schlußfolgerungen: Die intratympanale Gentamycininstillation ist beim einseitigen Morbus Menière mit
hochgradiger Schwerhörigkeit und schweren Schwindelanfällen die Methode der Wahl.
Bei gutem Restgehör empfehlen wir wegen der Akkumulationsneigung des Refobacin® Dosierungsschemata
mit niedrigeren Gentamycindosen und längeren Therapieintervallen.
Summary
Background: Severe unilateral Menière's disease is successfully treated intratympanically with
ototoxic antibiotics. Gentamicin sulfate (Refobacin®) gives the best results. The
only disadvantage is that gentamicin may damage hearing in the treated side. Therapy
is easier in patients with marked hearing loss prior to treatment. Patients and Method: Since 1976 we treated 61 patients by in jecting 8 - 12 mg Refobacin® (0,2 - 0,3 ml)
into the external auditory meatus between two and five times per day. By creating
slight pressure (Politzer bag) the liquid is transported into the middle ear via a
ventilating tube. From here it penetrates through the windows. The slightest indication
of inner ear reaction was grounds for immediately terminating treatment. Results: In 54 of our 61 patients (follow-up 2 - 17 years) we were completely successful.
Three further patients continued having very rare and weak spells, yet we regard them
as being practically healed. We did not succeed in four of our cases. Twenty-nine
patients suffered hearing loss. Hearing was mostly poor prior to therapy. Conclusions: Transtympanic gentamicin therapy provides very good results in severe cases of unilateral
Menière's disease. Spells of vertigo and vomiting are controled. We propose individual
dosage depending on hearing threshold and intensity of symptoms.
Schlüsselwörter
Einseitiger Morbus Menière - Gentamycinsulfat transtympanal
Key words
Unilateral Menière's disease - Gentamicin sulfate transtympanically